Pressebericht über Samhain und unserer Gruppe in der Südwestpresse am 28.10.2011

Hier der Artikel bei der Südwestpresse
Klick mich

Und hier habt ihr in auch noch zum lesen. Viel Spass

Ulmer Kelten-Gruppe feiert anderes Halloween

Neu-Ulm.  Sie sammeln keine Süßigkeiten, sie schnitzen keine Kürbisse aus, sie verkleiden sich nicht als Dracula oder Zombie. Die Keltengruppe "Touta Brigantia" aus der Umgebung Ulm feiert den Reformationstag ein bisschen anders.

Die Mtiglieder der Ulmer Gruppe "Touta Brigantia" sind Kelten durch und durch. Abgesehen von ihren außergewöhnlichen Gewändern mit Fellen, langen Röcken, ausgestattet mit Trinkhörnern, Keltenschmuck und langen Haaren, verfügen sie über ein Wissen von damals, wie kaum eine andere Gruppe ihrer Art.

Die "Briganten" - wie sie sich auch nennen - stammen alle aus der Region um Ulm, sie treffen sich einmal pro Woche in der Mittelalter-Schänke zu Neu-Ulm. Das war füher die alte Ludwigsvorfeste.

"Die Briganten waren ein belegter keltischer Volksstamm nördlich vom Bodensee. Es reichen sogar Belege bis an die Alpen.Brigantia war übrigens die Stammesgöttin von Bregenz", erklärt Ulrike Renz-Smietana. In ihrer Gruppe ist sie nur unter den Namen "Adwannah" bekannt.

Jedes Gurppenmitglied hat seinen eigenen fiktiven Keltennamen. Renz-Smietana hat bei der Namensgebung wesentlich mitgewirkt, da sie ein enormes Wissen rund um den Keltenkult besitzt. Alle Namen haben eine Bedeutung. So gibt es in der Gruppe den phönizischen Händler "Katar Hasis" oder die Prinzessin "Artaia".

Die Mitglieder der Gruppe "Touta Brigantia" spielen aber keinen Keltenkult. Sie sind Rekonstruktionisten, wie sie sich selbst nennen. Die Gruppe lebt die keltische Lebensweise an die heutige Zeit angepasst. "Wir halten uns sehr strikt an die geschichtlichen Belege der Kelten. Wir machen nur Rituale, die auch tatsälich so nachweisbar sind", erklärt Renz-Smietana.  "Das ist kein Spiel." Zehn Erwachsene und vier Kinder bilden die Keltengruppe aus Ulm, die seit drei Jahren besteht.

Zahlreiche Feste der Kelten sind belegt. Bei den "Touta Brigantia" werden auch nur diese gefeiert. Wie etwa die Sonnenwende am ersten Februar, was etwa der christlichen Lichtmess entspricht - und natürlich "Samhain" am 31. Oktober.

Halloween ist uns allen ein Begriff. Kürbisse, Frazen, Geister, verrückte Kostüme vom Kobold bis zum Frankenstein, überlaufene Parties, jedes Jahr die gleichen Horrorfilme, die den ganzen Tag im Fernsehen laufen und Kinder, die um Süßigkeiten bitten.

"Samhain" ist da aber etwas anders. Die Kelten feiern an diesem Tag den Wechsel der Jahreszeiten. Das Ende des Sommerhalbjahres und den Beginn des Winterhalbjahres. "Dabei öffnen sich die Tore zum keltisch Anderem", erklärt Ulrike Renz-Smietana. Mit keltisch "Anderem" meint die Frau den Kontakt zu Feen, Göttern, Naturwesen und Ähnlichem. Auch zu den Toten, den Ahnen.

"Laut walisischer Mythologie findet am Wechsel der Jahreszeiten der Kampf von Gwyn fab Nudd gegen Gwythyr um die Creiddylad statt. Gwyn stellt die Gottheit des Winters dar. Er war wahrscheinlich ein Feenkönig", erzählt  Renz-Smietana. "Im Sommerhaljahr läuft alles rechts herum, im Winterhalbjahr geht alles in die entgegengesetzte Richtung. Deshalb ist der Winter eher die dunkle Jahreszeit. Der Winter ist nicht böse, wie oft gesagt wird, sondern nur dunkler und kälter. Wie eine liegende Acht kann man sich die Jahreszeiten vorstellen." Da aber im Winter alles anders herum stattfindet, werden Alte wieder jung und der sonst abgeschnittene Kontakt zu den Verstorbenen fällt leichter.

"Samhain ist für uns die Zeit für Magie und Divination. Wir verehren die Ahnen, die uns das ganze Jahr schützen und trösten sollen", sagt Renz-Smietana. Dieses Jahr wollen sie Ahnenkerzen anzünden um den Verstorbenen zu gedenken und um ihren Schutz zu bitten. Divination bedeutet Wahrsagen. Im keltischen Brauchtum sieht das dann so aus: "Es gab viele Möglichkeiten des Vorhersehens. Man hat zum Beispiel Hölzchen gezogen oder Brot mit Gegenständen im Teig gebacken. Biss man auf das Teilchen im Teig, hatte man dann dementsprechend zukünftig etwas zu erwarten. So etwas wie Bleigießen gab es damals auch schon."

Zu Samhain wird auch der Natur gedankt. Meistens mit Wein und Brot. "Do ut dees" lautet der lateinische Begriff dazu. "Ich gebe, was du gibst", heißt es übersetzt. Der Natur also etwas zurückgeben. So wie die Kelten sich für die Früchte der Natur bedanken, so stellen sie auch Speißen für die Ahnen hin um sie wertzuschätzen.

Ein belegtes Ritual zu Samhain ist auch die Tierschlachtung. "Tiere, die nicht durch den Winter kommen würden, hat man geschlachtet. So hatte man auch Fleisch über den Winter. Belegt ist auch, dass Kelten lediglich sechs Kühe über den Winter halten durften", erklärt Renz-Smietana. Die Tierschlachtung wird von den "Touta Brigantia" natürlich nicht paktiziert.

An Samhain wird getanzt, gelacht und musiziert. Die Kleidung der "Touta Brigantia" ist keltisch normal und das Essen ist jahreszeitlich angepasst. Es gibt Brot, keltische Rezepte werden ausprobiert. Dieses Jahr backen die Ulmer Kelten wahrscheinlich Zwiebelkuchen. "Touta Brigantia" feiern Samhain jedes Jahr unterschiedlich. So bleibt es immer interessant. Samhain ist also das etwas andere Halloween.